Gault-Millau in Luzern

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GRANDES TABLES DE SUISSE

KKL-Chefin Michèle Meier im «Club der Chefs»

Im KKL Luzern kocht ein Star: Michèle Meier, eine der wenigen Chefinnen bei den «Grandes Tables de Suisse».
15. Januar 2022 – 09:27 Uhr

Text: Anita Lehmeier I Fotos: Thomas Buchwalder, Adrian Ehrbar

ARBEITSPLATZ MIT AUSSICHT. Eigentlich müsste das KKL in Luzern zwingend um ein drittes K erweitert werden. Denn neben Kunst und Konzerten ist die Kulinarik ein kraftvoller Magnet für Besucher weit über die Leuchtenstadt hinaus. Seit Michèle Meier das Zepter am Herd führt, mutierte der Musentempel von Stararchitekt Jean Nouvel zum Hotspot für Gourmets. Die im Bernischen aufgewachsene Zürcherin hatte sich Anfang 2019 um den Chefposten beworben, im April legte sie los und rückte in kurzer Zeit das Restaurant, das trotz prominenter Lage und Prachtsblick lange ein Schattendasein geführt hatte, in den Fokus der Fine-Dining-Fans. Mit der Renovation 2020 verschwand der dominante rote Boden, aus dem «Red» wurde passend das «Lucide», und Michèle Meier hob zum Höhenflug ab: GaultMillau-Köchin des Jahres 2021!

Michèle Meier

«Eine offene Küche ist ein Glücksfall»: Michèle Meier und ihr Team bekommen oft Komplimente für die ruhige Atmosphäre in ihrer Küche.

IN DER TOP-LIGA. Neu ist Michèle Meier bei den «Grandes Tables de Suisse», einem ziemlich exklusiven Klub der Spitzenköche. «Ich fühlte mich sehr geehrt, als Präsident Guy Ravet mir die Mitgliedschaft anbot», erzählt Meier. Die traditionsreiche Vereinigung sei ihr bestens bekannt gewesen, durch ihren ehemaligen Lehrmeister Nik Gygax vom «Löwen» in Thörigen. «Damals gaben die ‹Grandes Tables de Suisse› noch hübsche Büchlein heraus, die ich als Stiftin eifrig gesammelt habe und noch heute besitze. Schade, gibt’s die nicht mehr!» Dem legendären Chef und ebensolchem Choleriker Nik Gygax verdanke sie ihre Leidenschaft fürs Kochen und das Handwerk. An ihrer ersten Lehrstelle sei zu viel mit Fertig- und Halbfertigprodukten gearbeitet worden, eine lieblose Sache – gar nicht nach Meiers Geschmack. Aber Köchin werden, das wollte sie unbedingt. Der Berufswunsch stand für sie schon früh fest, als sie im Betrieb ihres Göttis fasziniert das Treiben in der Küche beobachten konnte – und da Feuer gefangen habe. So habe sie sich bei Nik Gygax gemeldet, sei prompt angenommen worden und ging dann durch seine strenge Schule. Nie hätte sie damals zu träumen gewagt, einmal in der gleichen Riege wie ihr grosses Vorbild zu kochen. In ihrer Küche herrscht Ruhe, Harmonie und ein kollegialer Ton, schliesslich hätten die Gäste vollen Einblick auf die Arbeitsplätze. «Wir bekommen oft Komplimente für die Atmosphäre in unserer Küche. Die Gäste sagen mir, dass sie uns gern zuschauen», sagt Meier nicht ohne Stolz. Und umgekehrt könnte auch ihr vierköpfiges Team beobachten, wie die Gerichte bei den Gästen ankommen. So eine offene Küche sei ein Glücksfall, findet Meier.

DIE GROSSE AUSNAHME. Mit dem GaultMillau-Titel, den Punkten (16) und der Mitgliedschaften bei den «Grandes Tables» kamen für Meier nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch die Gäste. «Den Lockdown hatten wir mit Take away im Foodtruck vor dem KKL und mit Hauslieferungen überbrückt. Das war kein grosses Business, eher Beschäftigungstherapie. Jetzt sind wir recht zufrieden mit den Buchungen, vor allem an Wochenenden. Und an Silvester hatten wir «full house», erzählt Meier – auch wenn volles Haus nur 50 statt der 70 Plätze bedeute, die das «Lucide» vor Corona aufwies. Personelle Ausfälle wegen Quarantäne, unter denen so viele Gastronomen zurzeit leiden, hätten sie bislang keine gehabt. Auch der vielbeklagte Fachkräftemangel sei kein Problem, so Meier, die offene Stelle des Chef de Rang hätte sie wunschgemäss gut besetzen können. Ebenso Lieferanten für hochklassige Produkte, die Basis ihrer Küche, habe sie ohne grosse Schwierigkeiten gefunden, seit sie in Luzern arbeite, sagt Meier. Viele haben sie schon in Cham im «Blinker» beliefert, wo Meier zuvor tätig war. «Den Chälen Toni von der Geissäheimet in Stans kenne ich schon ewig, auch den Fischer Nils Hofer aus Meggen. Neu gewinnen konnte ich den Chäs-Chäller und den Eigenbrötler. Nachdem ich sein Brot in der Bauernschänke in Zürich bei Nenad gegessen hatte, wusste ich: das will ich auch!» Nach einem Treffen in der Bäckerei klappte es und seither liefert der eigenwillige Daniel Amrein seine Brot-Delikatessen auch ins «Lucide».

VOLLGAS VORAUS! Michèle Meier blickt optimistisch in die Zukunft. Irgendwann sei dann Corona hoffentlich vorbei. Sie und ihr Team seien bereit, Vollgas zu geben. Das gilt für Meier auch privat: Im Frühling will sie die Töff-Prüfung machen. Sie und ihre 750er Honda seien parat. Weitere Pläne? «Endlich mal das ‹Magdalena› in Rickenbach bei Schwyz besuchen! Ich habe schon so viel Gutes gehört von Dominik Hartmann und seinem Team» Und sie möchte das Schild der ‹Grandes Tables de Suisse› endlich neben dem von GaultMillau am Eingang aufhängen. «Noch habe ich das nicht erhalten…».

 

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